Dieser Artikel erschien in der HAUSPOST des Seniorenzentrums Lutherstift (Ausgabe April-Juni 2018)
Cordula Nötzelmann leitet seit April 2017 die Stadtbibliothek in Wuppertal. Die 48-jährige steht an der Spitze von rund 70 MitarbeiterInnen, die sich auf zehn Standorte, u.a. die unweit des Lutherstiftes gelegene Zentralbibliothek Elberfeld, verteilen. Die Hauspost hat mit Nötzelmann über das Angebot der städtischen Bibliothek, aber auch über ihren Werdegang und ihre Beziehung zu Wuppertal gesprochen.
Vor ihrem Jobantritt in Wuppertal war Cordula Nötzelmann zehn Jahre lang Abteilungsleiterin der elf Stadtteilbibliotheken der Stadtbibliothek Köln. Ihre Begeisterung für den Beruf entwickelte sie bereits während des Studiums. An der Universität zu Köln belegte sie die Studiengänge Judaistik, anglo-amerikanische Geschichte, Anglistik und Germanistik, bevor sie später den Master in Library and Information Science (Bibliotheks- und Informationswissenschaft) abschloss. Während des Studiums arbeitete sie in einer wissenschaftlichen Bibliothek und unterstützte Studierende bei der Literaturrecherche: „Dabei macht mir vor allem der Kontakt mit Menschen großen Spaß.“
Schon ihre Großeltern lebten in Wuppertal
Von der Universität zu Köln ging es als Fachreferentin für geisteswissenschaftliche Fächer an die Universität Bielefeld und im Anschluss wieder zurück nach Köln. „Mit Mitte 40 kam dann der Gedanke auf, etwas Neues auszuprobieren. Da habe ich die damals ausgeschriebene Stelle der Bibliotheksdirektorin in Wuppertal gesehen.“ Die Stadt war ihr nicht fremd, denn „meine Urgroßeltern haben hier gelebt.“ Schon damals mochte sie Wuppertal, kam oft zu Besuch und fuhr – natürlich – mit der Schwebebahn. Da war mit der neuen Stelle ein Umzug in die Stadt an der Wupper nur konsequent.
Elberfelder Bibliothek überstand den Krieg fast unbeschadet
Schon ihr Arbeitsort begeistert sie: „Die Zentralbibliothek in Elberfeld ist ein alter Bau im Jugendstil, der um 1928 und 1929 erbaut wurde. Dieser hat auch den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden und wurde in den 60er Jahren um einen Anbau ergänzt.“ Mitte Februar war der Standort kurzzeitig geschlossen: „Die Fassade, die nun im neuen Glanz erstrahlt, wurde – ebenso wie der Anbau – energietechnisch saniert, verschönert und die Fenster wurden ausgetauscht.“
Nicht nur in Büchern, sondern auch in alten Zeitungen stöbern
Die neuen Wände in der Bibliothek sind gut gefüllt. „An allen Standorten stehen zusammengerechnet rund 500.000 Medien zur Verfügung, die Hälfte davon frei zugänglich.“ Darunter befinden sich nicht nur Bestseller-Romane: „Wir haben eine große Abteilung Heimatkunde und auch umfangreiche Archive mit alten Lokalzeitungen, so zum Beispiel mit Ausgaben des Generalanzeigers.“ Auch für handwerklich veranlagte LeserInnen hat die Bibliothek einiges im Programm: „Wir bieten ganz viele Zeitschriften mit Strickmustern zu aktuellen Trends, wie zum Beispiel tunesische Häkeltechniken, an.“ All das kann auch vor Ort an den offen zugänglichen Kopierern vervielfältigt und mitgenommen werden.
Bei SeniorInnen besonders beliebt: E-Book-Reader
„Über uns haben Besucherinnen und Besucher außerdem Zugriff auf über 20.000 E-Books“, erläutert Cordula Nötzelmann das digitale Angebot der städtischen Bibliothek. Dabei werden nicht nur die Bücher an sich angeboten, sondern es wird auch technische Unterstützung gegeben: „Wir bieten regelmäßig eine E-Book-Sprechstunde an, in der wir Fragen rund ums Thema und zu den jeweiligen Endgeräten beantworten, die wir selbst verleihen.“ Der Vorteil von digitalen Büchern ist für Cordula Nötzelmann ganz klar: „Die Texte können auf dem Reader beliebig großgezogen werden, womit sie genauso gut lesbar sind wie Bücher im Großdruck, die wir auch anbieten.“ Filmfans kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn über die Bibliothek haben sie Zugriff auf die Online-Plattform Filmfriend. „Hier stehen 1.500 Titel zur Auswahl, u.a. auch ältere deutsche Filme, z.B. aus der DDR, aber ebenso Arthouse-Kinotitel, Kinderfilme und Serien.“
Beliebter Treffpunkt von Großeltern mit Enkelkindern
Über die Hälfte der BibliotheksbesucherInnen sind 18 bzw. unter 18 Jahre alt. Oft besuchen diese mit den Großeltern und am Wochenende mit den Eltern die städtische Bibliothek, wie Cordula Nötzelmann weiß: „Die Bibliothek, gerade unsere Kinderbibliothek, ist ein beliebter Ausflugsort. Wir bieten weitaus mehr als nur Unmengen an Lesestoff an.“ Neben Spielenachmittagen können Kinder und Jugendliche, dank einer Zusammenarbeit mit der Musikschule, Musikinstrumente ausprobieren, die manchmal auch exotisch sind. In puncto Technik spielt die Wuppertaler Bibliothek ganz vorne mit: „Dank VR-Brille können bei uns die ersten Schritte in virtuelle Realitäten unternommen werden, was von Jung und Alt gerne genutzt wird.“ Dabei werden sie vom freundlichen Bibliothekspersonal unterstützt.
Ort von Lesungen und zahlreichen weiteren Veranstaltungen
Die Zentralbibliothek ist auch regelmäßig Ort von Ausstellungen, wie beispielsweise „Bilder zu Horacio Quirogas Erzählungen aus dem Urwald“, die von November 2018 bis Januar 2019 lief. Auch geht es oft musikalisch zu, wie Ende März die Veranstaltung „Charles Burney – Tagebuch einer musikalischen Reise“ bewies. Die Gäste wurden auf eine Reise durch Europa mitgenommen und es wurde Musik von Komponisten vorgestellt, denen Charles Burney begegnet ist oder die er sehr bewundert hat. Ergänzt wird das Angebot natürlich durch Lesungen verschiedener AutorInnen.
Wer Interesse hat und die Stadtbibliothek Wuppertal kennenlernen möchte, kann eine kostenlose Führung vereinbaren. Diese dauert etwa eine Stunde und findet in der Zentralbibliothek in Elberfeld statt. Dabei wird unter anderem das Angebot vorgestellt. Zudem kann zu den regulären Öffnungszeiten direkt ein Bibliotheksausweis beantragt werden.
Zentralbibliothek in Elberfeld
Kolpingstr. 8, 42103 Wuppertal
Öffnungszeiten:
- Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 10 bis 19 Uhr
- Samstag: 10 bis 13 Uhr; Mittwoch: Geschlossen
Bibliotheksausweis:
Unter Vorlage des gültigen Personalausweises ist eine Anmeldung direkt vor Ort in der Bibliothek möglich. Der Bibliotheksausweis ermöglicht die kostenlose Ausleihe von Büchern, Zeitschriften, Noten, CDs, CD-ROMs, Sprachprogrammen und Hörbüchern sowie zur Nutzung der öffentlichen Computerarbeitsplätze und Internetzugänge.
Anfallende Gebühren:
- Ausstellung bzw. Verlängerung eines Jahresausweises: 24,00 Euro
- Ausstellung bzw. Verlängerung eines Jahresausweises für Personen, die Leistungen nach SGB II oder der SGB XII erhalten oder Inhaberinnen eines Wuppertal-Passes: 3,00 Euro
- Die Ausstellung bzw. Verlängerung eines Jahresausweises für Kinder- und Jugendliche (zum Beispiel für die Enkelkinder) bis zum 18. Lebensjahr ist kostenlos.